Who’s Who

Vermieter
Manfred Stein, Magier
Stein hat die Kammwegklause bereits zwei Mal zuvor vermietet, hatte dabei aber offenbar keine glückliche Hand bewiesen. In der Presse beteuert Stein „Ich bin offen für alle Interessenten“. Nur die Linken, die er als „genauso schlimm wie die Rechten“ bezeichnet, wolle er nicht in seiner Immobilie haben. Nach eigenen Angaben hat er weder Kontakte zur rechten Szene noch hege er Sympathien dafür. Er sagt aber auch: „Wenn‘s ums Geld geht, dann pfeif ich auf die Moral.“ Er müsse schließlich leben und wolle dies nicht mit Hilfe des Sozialamtes, berichtete er gegenüber der TLZ vom 01.02.14. Das jetzt als Kammwegklause genutzte Gebäude ist nur eine von mehreren Immobilien in Steins Besitz.

Pächterin
Gabriele Völker
Völker betreibt seit dem November 2012 den Neonazi-Treffpunkt „Kammwegklause“. Nach Angaben der „Antifaschistischen Koordination Erfurt“ [ake] ist sie dem Spektrum der „Freien Kräfte“ zuzurechnen, einer militanten Form der Neonaziszene, die oft durch massive Gewalttaten in Erscheinung tritt. Völker hat immer wieder an rechten Demonstrationen, unter anderem in Erfurt, teilgenommen und wurde 2010 zu einer Geldstrafe wegen Volksverhetzung verurteilt. Auch ihre Tochter Maria Völker nimmt an etlichen extrem rechten Demonstrationen im gesamten Bundesgebiet teil und ist eng vernetzt mit der örtlichen neonazistischen Szene.

Akteure
Enrico Daniel Biczysko
Nach seiner aktiven Zeit bei der „Freien Kameradschaft Erfurt“ und der extrem rechten Hooligangruppe „Kategorie Erfurt“ (KEF) tritt Enrico Daniel Biczysko zeitweise mit der NPD Thüringen auf und schließt sich dann dem Tarn-Verein „Pro Erfurt“ an. Dort wird er stellvertretender Vorsitzender und nimmt mit Neonazis der militanten „Freien Kräfte“ an Aufmärschen in mehreren Bundesländern teil. Er tritt in rund acht Jahren sieben Mal strafrechtlich in Erscheinung, u.a. wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Körperverletzung bzw. gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung. Im Jahr 2005 wird Biczysko zu einer Haftstrafe verurteilt, ein Jahr später soll er in die Planungen für einen Angriff auf das damalige „Besetzte Haus“ in Erfurt beteiligt gewesen sein. Nach seiner Kandidatur für die NPD bei der Kommunalwahl 2014 löst er Frank Schwerdt als Mitglied des Erfurter Stadtrates ab, bereits im Januar eröffnet Biczysko in der Kammwegklause das „NPD-Bürgerbüro“, wo der gelernte Monteur zeitweise auch sein im Sommer 2013 gegründetes extrem rechtes Kleidungslabel „Patriot“ betreibt.

Dirk Bachmann
Der 1982 geborene Bachmann gehört zur militanten Neonazi-Szene. 2010 gründet er gemeinsam mit anderen Erfurter Neonazis den Verein „Freie Kräfte Erfurt e.V.“, auf dem Gründungstreffen wird der gelernte Koch in der „Melchendorfer Klause“ in den Vorstand des Vereins gewählt. Ab 2012 ist er als Beisitzer, Kassenprüfer und „Organisationsleiter“ bei dem Neonazi-Verein „Pro Erfurt e.V.“ aktiv, im August tritt Bachmann erstmals bei einer öffentlichen NPD-Veranstaltung in Erfurt in Erscheinung. Auf der Landesliste der NPD für die Landtagswahl 2014 belegt Bachmann Platz 19, bei seiner Kandidatur für die NPD im Wahlkreis Erfurt III erhält er 2,8% der Wahlkreis- und 1,8% der Landesstimmen. Zudem schreibt er im Erfurter NPD-Blatt „Bürgerstimme“.

Christoph Hilbig
Ebenso wie Biczysko und Bachmann gehörte auch Christoph Hilbig dem extrem rechten Verein „Pro Erfurt“ an und besetzte dort das Amt des Schriftführers und Beauftragten für Kultur und Vereine. Auch im Sportverein „Mach dich fit“, der 2011 aus Neonazikreisen gegründet wurde, war er als stellvertretender Vorsitzender beteiligt. Spätestens bei einer Hetzveranstaltung der NPD im August 2013 in Erfurt wird deutlich, dass ein Teil des „Pro Erfurt“-Personals die Nähe zur NPD sucht und in der Partei Ämter und Posten besetzt. Wenig später stellt der Neonazi-Verein seine Arbeit ein und auch Hilbig wechselt zur NPD. Als deren Ordner greift er mit anderen Neonazis im Mai 2014 Personen an, die eine Kundgebung der NPD am Moskauer Platz blockieren wollen. Sie schlagen und treten dabei auf zwei auf dem Boden sitzende Gegendemonstranten ein. In der Kammwegklause meldet Hilbig immer wieder Konzerte an, so u.a. den Auftritt der Rechtsrock-Band „Kategorie C“ im Dezember 2014.

Stefan Ridzi
Ridzi agiert als stellvertretender Kreisvorsitzender des NPD-Kreisverbandes Erfurt und war am 31.05.2014 Mitveranstalter des NPD-„Wahlkampfabschluss“ in der Kammwegklause. Dabei spielten die Rechtsrock-Acts „FreilichFrei“, „To!tonicus“ und „Diggi und Klampfe“.

Maik Herrmann

Mit Biczysko organisierte Herrmann in der Kammwegklause einen „Liederabend“ mit dem Sänger der Rechtsrock-Band „Sleipnir“. Auf Facebook postet er „Freiheit für Wolle“ und schlägt sich damit auf die Seite des im NSU-Prozess angeklagten Neonazis Ralf Wohlleben. Auch für das extrem rechte Hooligan-Spektrum hegt der geborene Erfurter mehr als nur klammheimliche Phantasien und nahm an dem „Hogesa“-Aufmarsch im November 2014 in Hannover teil.